Es gibt vielfache Evidenz, dass die Qualität von Arbeitsräumen Einfluss auf Motivation, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden hat. Wichtig für Planende und Unternehmen ist in dem Prozess der Materialauswahl auch die Sicht der späteren Nutzerinnen und Nutzer zu antizipieren und einzubeziehen. Da wissen wir, dass es zum Teil systematische Unterschiede zwischen Gruppen gibt. So wird zum Beispiel Sichtbeton von Laien (das heißt von Nicht-Architekturschaffenden) in vielen Facetten signifikant ungünstiger beurteilt als von Architekturschaffenden. Das steht in Einklang mit weiteren architekturpsychologischen Untersuchungen, bei denen ebenfalls bedeutsame systematische Bewertungsunterschiede zwischen Architekturschaffenden und Nicht-Architekturschaffenden bei Urteilen in Bezug auf Gebäude, Materialität, Proportionen, Komplexität gefunden wurden. Um so wichtiger erscheint es, diese Brücke zu schlagen und Modelle zu finden, diese Nutzendenperspektive in Bezug auf Erleben und Verhalten, wenn möglich auch bereits im Entwurfsprozesse, zu antizipieren und nutzbar zu machen, so wie es in der Produktentwicklung und im UX-Design mit Prototyping bereits auch üblich ist. Gerade in Richtung Virtual Reality passiert da gerade einiges, z.B. virtuelle Bemusterung durch einen digitalen Zwilling.
In Bezug auf die ästhetische Bewertung von Sichtbeton gibt es eine eindrückliche Pilotstudie von Köhler und Kollegen, die eine positive Einstellungsänderung von Laien nach einer nur 30-minütigen Intervention gemessen haben. Die Intervention bestand aus einer kleinen Vorlesung zur Wissensvermittlung in Bezug auf Beton als Baustoff, Bestandteile von Beton und ökologische Aspekte. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Vermittlung von Wissen nicht nur zu dessen Zuwachs führt, sondern auch eine Veränderung der Einstellung und Werteurteile bewirken kann. Die Studie zeigt beispielhaft möglicherweise auch, dass Konzepte und Materialien, wenn sie erklärt werden, besser verstanden und besser genutzt werden. Das hieße ganz konkret: Das Konzept eines Büros "wie eine Gebrauchsanweisung" transparent zu machen – statt darauf zu hoffen, dass sich die Nutzenden schon wie gedacht und gehofft verhalten werden.
Wichtig bei der Planung von Arbeitsräumen ist, dass man vorab die Arbeitsanforderungen und Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzendengruppen systematisch erfasst und analysiert, sodass diese Informationen als Grundlage zur Verfügung stehen. Da bietet die Architekturpsychologie einen reich gepackten Methodenkoffer. Partizipation im Planungsprozess und im weiteren Verlauf und Moderation des Prozesses durch Fachkundige sind wichtige Bausteine für gelungene Planung, Gestaltung und die spätere Nutzung von Arbeitsräumen.