Der Ursprung
Es wurde nie klar definiert, wer (Bio-) Kunststoff final erfunden hat. Es war eine Entwicklung und die Forschung vieler Einzelner findet sich in der Geschichte wieder.
Bereits die Neandertaler haben Birkenrinde erhitzt und gewannen so Pech, den sie als Klebstoff für Werkzeuge verwendeten.
Und 1500 vor Christus formten lateinamerikanische Völker Bälle aus Kautschuk und Pflanzensaft, mit denen sie dann spielten.
Bereits damals wurde schon auf natürliche Rohstoffe zurückgegriffen.
Die ersten großen Schritte
1839 - Gummi aus Kautschuk und Schwefel - Charles Goodyear
Im 19. Jahrhundert, genauer gesagt 1839, fügte Charles Goodyear den Stoff Schwefel zu Kautschuk hinzu. Viele Stimmen sagten, dass es nur ein Unfall war. Das hatte aber zur Folge, dass Kautschuk formbar wurde und der halbsynthetische Kunststoff Gummi erfunden wurde.
1843 - Technische Produktion von Hartgummi - Thomas Hancock
Thomas Hancock aus Großbritannien beginnt daraufhin mit der Herstellung von Hartgummi, dessen technische Produktion 1853 in New York beginnt.
Meilensteine in der Geschichte
1907 - Bakelit - Hendrik Baekeland
Anfang des 20. Jahrhunderts, 1907, ließ sich Hendrik Baekeland ein Patent auf sein erfundenes Bakelit geben. Es bestand aus Phenol und Formaldehyd und gehörte somit zu den vollsynthetischen Kunststoffen.
Um 1930 - Acrylglas - Otto Röhm
1928 erfand Otto Röhm mit seinem Forscherteam das LUGLAS, ein Sicherheitsglas für Autoscheiben. 1933 stellten sie durch Zufall Polymethylmethacrylat (PMMA) her, ein organisches Glas, was dann als Plexiglas bekannt wurde. Die ersten gängigen Alltagsprodukte waren Deckel für Schallplattenspieler.
1930 - Polystyrol - Hermann Staudinger
Bereits 1839 entdeckte ein Berliner Apotheker ein ätherische Öl, dass sich in eine transparente und zähe Masse verwandelte. Das Öl erhielt die Bezeichnung Styrol. Erst 1930 begann die IG-Farbenindustrie mit der technischen Produktion von Polystyrol.
1933 - Polyethylen - Firma ICI
In der heutigen Zeit ist PE der am meisten produzierte Kunststoff und wurde ebenfalls eher beiläufig hergestellt und wird für Schläuche, Folien, Platten, Rundstäbe und Profile oder auch Lacken und Klebern verwendet.
1935 - Nylon - Wallace Hume Carothers
Die Fiber 66, wie die Faser damals genannt wurde, entsteht, wenn man einen kühlen Eisenstab in ein heißes Gemisch aus Steinkohlenteer, Wasser und Alkohol tauchte. Im Krieg wurden aus der Faser Fallschirme, Seile und Zelte genäht.
1913 - Polyvinylchlorid - Fritz Klatte
Am Anfang wurde PVC nicht kommerziell genutzt, sondern als Bindemittel für Chlor bei der Produktion von Natronlauge. Erst 1928 begann man mit der Produktion. Heute wird das Material vielfältig eingesetzt, z.B. für Ventile, Kabelschächte, Schuhe oder Spielzeug.
1938 - Paul Schlack - Perlon
Paul Schlack wollte ebenfalls eine Faser erfinden, die aber die Patentschrift für Nylon nicht verletzte. Im Jahre 1938 gelang ihm das. Perlon besteht im Vergleich zu Nylon aus immer gleichen Molekülketten.
1938 - Teflon - Roy Plunkett Roy Plunkett war 27 Jahre alt, als er durch Zufall Polytetrafluorethylen (PTFE) erfunden hat. Der Name Teflon und der Einsatz in Bratpfannen kam erst später.
1954 - Polypropylen PP ist das jüngste der Massenkunststoffe.
1531 - Kasein, Kunsthorn - Wolfgang Seidel
Die ersten kleinen Schritte gelangen dem Augsburger Wolfgang Seidel im Jahre 1531, indem er Magerkäse durch Wärme in eine Zustand brachte, in dem er sich verformen ließ. Er wiederholte den Prozess des Abkühlen und Erhitzens, bis schließlich Kunsthorn, bzw. Kasein entstand. Dieses Halbzeug wurde in eine bestimmte Form gedrückt und für Trinkgeschirr und Schmuckstücke verwendet.
1770 - Naturkautschuk - Joseph Priestley
Naturkautschuk wurde erfunden von Joseph Priestley; in Form eines Radiergummis. Es bestand aus Milchsaft (Latex) des Kautschukbaumes und Faktis, einer Masse, die aus Pflanzenöl hergestellt wird.
1856 - Parkesin - Alexander Parkes
Alexander Parkes stellte aus Nitrocellulose und Kampfer als Weichmacher den Stoff Parkesin her, der als Vorläufer für Celluloid galt.
1844 - Linoleum - Frederic Walton
Linoleum wurde von Frederic Walton entwickelt. Auf ein Gewebe aus Leinen wurde voroxidiertes Leinöl und Korkmehl verteilt, woraus ein „Korkteppich“ entstanden ist.
1865 - Celluloseacetat (CA) - Paul Schützenberger
CA wurde erst 1919 technisch genutzt.
1869 - Celluloid - Gebrüder Hyatt
Die Gebrüder Hyatt forschten weiter am Parkesin und erfanden schließlich Celluloid, der als erster Thermoplastischer Kunststoff galt. Diesen Kunststoff verwendete man für Billiardkugeln, Filme, Brillenfassungen und Spielzeug.
1877 - Kunststein - Brüder Lilienthal
Die Brüder Lilienthal entwickelten einen Kunststein auf Basis von Kasein. Später verwendeten sie auch Leinöl. Daraus stellten sie Anker-Steinbaukästen (Spielklötzchen) her.
1897 - Galalith - Adolf Spitteler
Als Vorbild für einige Biokunststoffe gilt Galalith. Es wurde von Adolf Spitteler aus Milch als Grundlage geschaffen. Früher wurde es gerne für Schmuck verwendet, heute nur noch in Nischen wie z.B. Füllfederhaltern.
Die Mikrobiologin und Qmilk-Gründerin Anke Domaske hat dieses Verfahren verfeinert und stellt heutzutage Bio-Fasern aus Milch für Kleidung und Textilien her. Sie sagt, dass das Ziel sein muss, einen Werkstoff nur aus natürlichen Rohstoffen zu entwickeln und nachhaltig zu produzieren. Es sollte vollkommen auf Chemikalien, wie beispielsweise Formaldehyd verzichtet werden.
Biokunststoffe - Die Wende
Lange Zeit wurde es ruhig um die alternativen Kunststoffe. Profitiert haben sie von dem Einbruch der fossilen Kunststoffe, die in den 70ern als billig und minderwertig bezeichnet wurden.
Erst ab 1980 kamen wieder neue, innovativere Entwicklungen auf.
Da die Gesellschaft nun mehr Wert auf Nachhaltigkeit legte, wurden Alternativen für die erdölbasierten Kunststoffe gesucht.
Diese Alternativen fand man in Form von Thermoplastischer Stärke (TPS), Celluloseacetat (CA) und Polyactide (PLA).
Außerdem wurden unterschiedliche Herstellungsverfahren für biobasiertes Polyethylen (Bio-PE), Bio-PP und andere Kunststoffe entwickelt.
Biokunststoffe heute
Die Nachfrage nach alternativen Kunststoffen ist heute höher denn je. Das Problem der Umweltverschmutzung durch Plastik ist heute viel mehr Menschen bekannt und auch das Bewusstsein, dass unsere Rohstoffe endlich sind und wir Alternativen benötigen, wird größer.
Thermoplastische Stärke zum Beispiel hat einen Marktanteil im Bereich der Biokunststoffe von etwa 80% und ist somit der am meisten gebrauchte Biokunststoff.
In Europa, Afrika und Nordamerika nutzt man bevorzugt Mais, Weizen und Kartoffeln. In Asien wird häufiger Tapioka verwendet.
Dass sich Biokunststoffe noch nicht zu 100% etabliert haben, liegt unter anderem an den noch relativ hohen Preisen. Ein zuckerrohr- oder bioethanolbasiertes PET oder PE ist 20% teurer als herkömmlicher Kunststoff (Quelle: ifbb Hannover). Außerdem ist die Verfügbarkeit schlechter, die Materialleistungen sind noch nicht umfangreich getestet und es herrscht eine momentane Entsorgungsproblematik.