Plitsch Platsch Materialien

Plitsch Platsch Materialien

Sanitär

Das Bad ist nicht länger ein rein funktionaler Raum. Es entwickelt sich immer mehr zum erweiterten Wohnraum, in dessen Zentrum die Aufenthaltsqualität rückt. Im Bad starten wir den Tag und hier beenden wir ihn auch. Und auch dazwischen verbringen wir immer mehr Zeit darin, also auch die Aufenthaltsdauer erhöht sich.  

Zur Wohlfühlatmosphäre tragen zum einen natürlich Smart Home-Steuerung bei – individuelle Lichtszenarien lassen sich auf die jeweilige Nutzung abstimmen, Wasser- und Raumtemperaturen können ebenso personifiziert werden und aus der Wanne heraus lässt sich über das Smartphone die passende Musik zum Schaumbad ins Soundsystem einspielen. So lässt sich entspannen. 

Aber werden wir in Zukunft vielleicht auch unter der Dusche arbeiten und E-Mails beantworten? Sicher ist, dass das Bad – wie jeglicher gebauter Lebensraum – noch smarter werden wird. Und natürlich wird auch die Nachhaltigkeit weiter in diesen Bereich einziehen. Armaturen werden wassersparender, Sanitärprodukte reinigungsfreundlicher, hygienischer und optimiert, Nassräume grundsätzlich barrierefreier und altersgerechter, Materialien ressourcenschonender und wiederverwertbar. Das veränderte Empfinden für Badarchitektur zeigt sich auch an den Materialien. ich möchte mich deshalb hier auf die Lesart der Wandoberflächen konzentrieren.

Bild: Ultrasanft und supermatt ist Tece Velvet in sechs aktuellen Farbtönen © TECE GmbH

Während der Spiegel in der Innenarchitektur schon immer eine tragende Nebenrolle einnimmt, der die Stars eines Raumes durch sein Agieren unterstützt, wird ihm im Bad eine sehr wesentliche Rolle zuteil – schon allein aus rein funktionalen Gesichtspunkten: Vor ihm werden Gesichtsmasken aufgetragen, mit Zahnseide hantiert, bei Frau – und Mann – der Lidstrich gezogen – und Fön- oder Gelfrisuren kreiert. Und wer von uns kennt nicht das Spiel mit der Bürste als Mikrofon, während wir uns allein und schallisoliert wähnen. Doch der Spiegel kann mehr, er weitet vor allem Raum, der im Bad immer noch sparsam generiert wird. Das eine sind klassische – funktionale – Spiegel, das andere sind raumerweiternde – funktionale und atmosphärische – Spiegelverkleidungen, versilbert, verchromt oder digital bedruckt. Bei VG print ist eine PET Folie mit hochtransparentem Sublimations-Druck dauerhaft in das Verbundglas integriert. Ergebnis ist ein polychromes Farberlebnis, das dem Raum eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.  Das Verfahren ist mit allen gängigen Glasarten möglich und überzeugt als kostengünstige, unkompliziert ausbaubare Alternative zu Fliesen. Ab Losgröße 1 setzt Schwan Glas hoch ästhetische Individualisierungen in Motiv und Ausführung um: Duschabtrennungen, Möbelfronten, teiltransparent, hinterleuchtet, schwingende Klangkörper, spiegelnde Heizflächen, uvm…

Bild links: Designer Guillermo Pernia kreiert besondere Atmosphären © Guillermo Pernia

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SQUARE kombiniert individualisierte Weißglas- und Spiegelflächen
© Guillermo Pernia

Im großen Kontrast zu den klaren, großzügigen Spiegelflächen stehen natürliche Holzoberflächen, die – in diesem besonderen Fall – mit ihrer Maserung, ihren Astlöchern, Harzgallen und Gebrauchsspuren wie Nagellöchern Wohnlichkeit und Behaglichkeit in die glatten, harten Materialwelten sanitärer Bereiche bringen. Die Sehnsucht danach ist ungebrochen. Ob sich dieses Verlangen als vorüberziehender Trend herauskristallisiert oder sich als langanhaltende Reaktion auf die digitale Transformation manifestiert, werden wir in einigen Jahren selbst bezeugen können. Die Holzpaneele eignen sich nicht nur für Anwendungen im Bad, sondern vor allem auch in Sauna und Spa-Bereichen. Ob sonnenverbrannt, gebürstet, gehackt, wurmstichig oder vergraut, das österreichische Unternehmen Admonter, dessen unternehmerische Ursprünge bis in das Jahr 1074 zurückreichen, verkleidet nicht nur Saunen und Wandoberflächen, sondern fertigt darüber hinaus aus den passenden Hölzern Möbel und Böden. ÖNORM für den Einsatz in Saunaanlagen und SWP/2 Verleimung für den Feuchtbereich machen es möglich. 

Hotel Graseck - Altholz sonnenverbrannt grau, Eiche Enas_03_w.jpg
Sonnenverbranntes Altholz im Spa-Bereich des Hotels Graseck © Admonter

Ganz handwerklich mutet Quarzsprung – Titan der Steuler Fliesengruppe an. Inspiriert von keramischen Glasuren, die ihren Ursprung in der Kunstkeramik haben, mäandern diese sanft – und zufällig zugleich – über die mattschwarze Oberfläche, ziehen sich über die Kante und formen an ihren Rändern weiche Kanten aus. Diese Poesie wird durch ein analoges Siebdruckverfahren übersetzt, mittels titandioxidhaltigen Glasuren mehrschichtig aufgetragen und vollflächig mit Glasgranulat bedeckt. Feuer und Hitze halten die Momentaufnahme der Fließbewegung fest und erzeugen den unverwechselbaren Charakter mit der betörenden Tiefe der Oberfläche. Mensch und Natur gehen hier Hand-in-Hand. Die vertikal zu verwendenden Unikate sind in den Maßen 300 x 300 mm, erhältlich. Sonderformate und -formen sind auf Anfrage möglich. Unter der Marke Ceramic District entwickelt das baden-württembergische Unternehmen Steingut und Feinsteinzeug für hochwertige Innenarchitektur und individuelle Bedarfe.

 

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Sonderformate und -formen sind auf Anfrage möglich
© Steuler Fliesengruppe AG

Erweitern wir das Spiel der Formate um eine weitere Komponente. Vom raumauflösenden Spiegel, über vollflächige Wandverkleidungen und wohl proportionierte Fliesenformate kommen wir zum klassischen Mosaik. 

Formatwechsel sind und bleiben ein einfaches Werkzeug, Spannung zu erzeugen und Atmosphäre im Raum zu verdichten. Mit der Tanzanite-Kollektion – der kostbare Tansanit-Stein ist Namensgeber und Inspirationsquelle zugleich – gelingt das Dank ihres Werkstoffes Glas besonders gut. In der Größe von 42 x 42 mm und weiteren Formaten verfügbar, kommt bei Glas die dritte Dimension besonders gut zur Geltung: die blau hinterlegten Streifen übersteigern samt der Reflexion des Glases die reine Materialstärke bei weitem. Dieses Glasmosaik ist nur eines aus zahlreichen Kollektionen und Farbstellungen des kosovarischen Unternehmens Tiki Mosaic, das seinen Fokus auf recycelte Mosaike setzt.

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Glasmosaik mit Streifenoptik Tanzanite D5 - T2 von Tiki Mosaic
© raumprobe, Stuttgart

Dass das Bad sich immer weiter in Richtung Wohnraum öffnet, offenbart sich auch im Bereich der Armaturen, Drückergarnituren und Accessoires. So erweitert Tece seine Oberflächenkompetenz und -vielfalt seiner Sanitärprodukte und beweist damit die Nähe zur Kundschaft: gebürstetes Metall, ultrasanfter Schichtstoff, ehrlicher Beton und archaische Materialien wie Eiche, Marmor oder Schiefer. Es wird ein herrliches Vergnügen sein, all diese Materialanwendungen auszubaden.

Bild rechts: Tece Velvet aus Fenix eröffnet Planenden neue Gestaltungsmöglichkeiten © TECE GmbH


Jörg Schmitt


Innenarchitekt Jörg Schmitt ist seit 2013 als Projektleiter für den Materialpreis zuständig. Mit seiner Zuständigkeit für Art Direktion, Öffentlichkeitsarbeit und Homepage, wendet er sich zudem mit dem Materialnewsletter an die zahlreichen Mitglieder und Interessierten von raumprobe und führt Besuchergruppen durch die Materialwelt. Darüber hinaus ist der Innenarchitekt auch beratend tätig.

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